Von Jean Paul an Karoline Paulus und Sophie Paulus. Bayreuth, 21. April 1820.
Brieftext
Ich danke Ihnen, verehrte Freundin, für Ihre Worte — wenn auch
spät — mit ganzem Herzen, so wie das
Ihrige immer für mich ein
ganzes geblieben. Die schönen Tage
in Ihrem Hause hat mir noch kein
anderes wiederholen können.
Desto tiefer fühlt’ ich Ihnen alle Ihre
Schmerzen nach,
welche darauf kamen. Wahrlich, auf der runden glatten
Erdkugel steht fast keine Freude fest als nur die der wissenschaftlichen
Untersuchung. Hier liegt mein Gruß an Ihren H. Gemahl sehr
nahe, den
ich noch bitte, das allegorische Wurzelunkraut von Kanne so auszu
ziehen wie das historische von Stollberg. — Es geh’ Ihnen wol.
J. P. F. Richter
Sie haben, meine gute Sophie, mein Herz schön erwärmt durch Ihr
Andenken an unsere unvergeßlichen Tage, deren Abendroth
nie unter
gehen soll. — Der Mörder
Ihres Frühlings werde nie unter uns ge
nannt. Im Unglücklichmachen war er
zum ersten male ein kühner
Dichter.
Immer, meine liebe Sophie, werd’ ich mich erinnern, wie ver
trauend und liebend Sie gegen mich gewesen; aber wie
könnt’ ich mich
erinnern, wenn ich es nicht noch
voraussetzte und auch von meiner Seite
erwiederte? So
bleib’ es unter uns!
Richter
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VIII_36.html)