Von Jean Paul an Johann Friedrich Freiherr Cotta von Cottendorf. Bayreuth, 11. Februar 1815.

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Brieftext

Baireuth d. 11. Febr. 1815

Ich dank’ Ihnen, werthgeschätzter und vielgeplagter Freund, für
die den 4ten d. erhaltenen 600 fl. — Den 3ten d. ging der zweite Theil
der Herbstblumine fertig nach Stuttgart ab. Gott und Sie geben,
daß er noch zur O[ster] M[esse] erscheint.

Ich wollte noch die 2 erzählenden Aufsätze aus dem Göschenschen
Kriegkalender dazu fügen; aber das Bändchen war ohne diese dick
genug. Göschen überläßt sie mir — will aber für seine kahlen Winter
monate künftig einen Aufsatz —; ich kann sie also in der Michaelis
M[esse] mit neuen politischen, ernsten Noten vermehrt, als ein 14,
oder 16 Bogen starkes Bändchen besonders drucken lassen; und biete
sie Ihnen hier zum Verlage an. —


Ich habe mich doch zu einem kleinen Aufsatze gegen den Nach
druck für das Morgenblatt entschlossen, aber zu einem ernsten, weil
die Ironie in deutschen Köpfen leicht ihr eignes Ziel umrennt.

Leider zu Ihrem Porto-Schaden, den ich gern vergüten möchte,
folgen diese Inlagen, welche niemand so gut als Sie an die Behör
denDie rußische ist mir die wichtigste und Ihnen vielleicht die unzu
gänglichste.
zu bringen vermag. Sie betreffen meine Pension. An Har
denberg
schrieb ich nicht, erstlich weil ich mich auf den vortrefflichen
Staegemann verlasse, zweitens weil ich von seinem König schon im
Jahr 1801 und dann 1810 die versprechende Kabinetunterschrift
einer Präbende erhalten.


Grüßen Sie mir herzlich diesen unsichtbaren Schutzgeist meiner
Sache. Ich möchte wissen, ob er und der treffliche Vaterlanddichter
desselben Namens Eine Person sind; was mich jedoch der Werth
seiner Briefe und die Schilderungen seiner Bekannten hoffen lassen.
Durch Schlegel hab’ ich im vorigen Jahr an ihn ein Briefchen
gesandt.


Ihr deutscher Beobachter hat sogar das Verdienst eines Muster
deutsch, obwol den Fehler Ihrer Freigebigkeit, nämlich, wie das
Morgenblatt, so gar viel auf einem Bogen.

Es geh’ Ihnen wol unter Ihren Mühlrädern und Mühlgängen
von Arbeiten!


Jean Paul Fr. Richter

Textgrundlage

Jean Pauls sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 7. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1954.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

H: Cotta-Archiv. 4 S. 8°. Präsentat: 28 Febr. 1815, [beantw.] 2 Merz. K: Cotta 11 Febr. J 1: Briefe u. Aktenstücke ... aus dem Nachlaß von F. A. v. Stägemann, 1. Bd., 1899, S. 326 (nach einer Abschrift). J 2: Cotta 1, 395×. 11,5 schon] danach gestr. vor Jahren die zweite Versprechung [aus zwei Versprechungen] eines Kanonikats erhalten H 10 jedoch] aus aber H 14 das Verdienst] aus den Verdienst H 17 Mühlrädern] aus Mühlenrädern H

Cotta sandte eine Kopie dieses Briefs und die beiden Inlagen (Nr. 25 und 26) von Stuttgart aus, wohin er Mitte Februar zurückgekehrt war, am 3. März an Stägemann nach Wien (s. dessen oben angeführten Nachlaß I, 325f.). Stägemann (s. Bd. VI, Nr. 860 u. 934) hatte 1813 „Kriegs-Gesänge“ erscheinen lassen. Stägemann schreibt am 14. März 1815 aus Wien an Cotta: „Jean Pauls Briefe und die Ihrigen habe ich besorgt; der an den russischen Kaiser ist unmittelbar in die Hände des Fürsten Wolchonsky empfehlend geliefert; den an Metternich hat Pilat besorgt. Die Angelegenheit J[ean] P[auls] werde ich versprochenermaßen nicht aus den Augen verlieren, und habe Humboldts Einwirkung vor der Hand dringend in Anspruch genom men.“ ( H im Cotta-Archiv des Schiller-Nationalmuseums, Marbach.) Vgl. auch Persönl. S. 103, 31 †. Deutscher Beobachter: s. Bd. VI, 589, Nr. 954; Hauptmitarbeiter der Zeitschrift war Varnhagen.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VII_28.html)