Von Jean Paul an Johann Friedrich Freiherr Cotta von Cottendorf. Heidelberg, 17. Juli 1817 bis 17. Juli 1817.

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Brieftext


Heidelberg d. 17ten Jul. 1817

Werthester! Ich habe Ihnen viele Absätzchen zu schreiben.


§. 1.

Hier folgt der Aufsatz für den Damenkalender.

§. 2.

Ihre 600 fl. hab’ ich erhalten. Koehler schickte mir aber eine
Rolle mit 50 Konvenzionthalern statt einer mit Kronthalern; ich
schrieb ihm seine Verwechslung; aber er antwortete nicht. (Die
Nachschrift widerlegts.)

§. 3.

Die Exemplare der Fastenpredigten mit Ihrer Abrechnung bekam
ich immer noch nicht; ich schrieb deßhalb an Felsecker in Nürnberg;
aber er antwortete nicht. (Die Nachschrift widerlegts.)


§. 4.

Hier überschickt ein anderer ein Werk über den Magnetismus,
das eine treffliche naturphilosophische Erklärung desselben mit neuen
praktischen Regeln enthält. Daneben liegen einige magnetische
Krankheitgeschichten, die vielleicht Eschenmeier in sein Archiv auf
nimmt. Senden Sie es in 10 bis 12 Tagen wieder zurück: so
findet es mich noch hier im Paradiese.


§. 5.

Die Druckfehler in den Fastenpredigten wie in so vielen andern
Werkchen weiß ich nicht anders zu heilen als daß ich das ein Paar
Bogen starke „Ergänzungsblatt zur Levana“ mit einer zweiten
lustigen Vorrede und einem neuen Erraten-Verzeichnis versehen neu
auflegen lasse. Ich weiß schon, daß Sie mir und den Lesern zu Ge
fallen diese Kleinigkeit zu Michaelis geben, zumal da ich nur Honorar
für die Vorreden begehre, nicht für die Druckfehler, welches den
Verfassern derselben gehört.


§. 6.

Der scharfe Weißer sollte den Nachdrucker-Parentator und Leichen
redner Krause in Baireut — derselbe, der in den „Landnachtver
handlungen“ vorkommt — im Morgenblatte weißerisch belohnen
und bekränzen.


§. 7.

Könnten Sie mir Ihre Abrechnung mit mir nicht noch einmal
schicken? Denn die 400 fl., welche ich, wie Sie zuletzt schrieben, vor
Ihrer letzten Zahlung gut behalten, wären zu viel, wenn Sie nur
die Fastenpredigten berechnet hätten; und zu wenig, wenn die kleinen
Aufsätze von 1816 mit gemeint wären. (vide Nachschrift)


§. 8.

Ich bitte Sie, meine Paragraphen recht bald zu beantworten.


§. 9.

— und recht froh zu leben.


Ihr
Jean Paul Fr. Richter

Nachschrift um 11 Uhr.

Seltsam genug läuft von meiner Frau eben die Nachricht ein, daß
die Exemplare und Köhlers Nachtrag angekommen.

Ihre Abrechnung ist an sich ganz richtig; nur haben Sie darin die
drei im Jahre 1816 ins Morgenblatt gelieferten Aufsätze ver
gessen, deren Titel und Nummern ich Ihnen im vorvorigen Briefe
angegeben. Freilich ist jetzo, da Sie mir 600 fl. statt 430 fl. gesandt,
der Nachschuß nur unbedeutend. —


Und doch glaub’ ich, bin ich nicht so viele Müllersche Lieferungen
schuldig sondern blos die letzte; aber zu Hause kann ich erst nachsehen.
Vale atque vale.


Textgrundlage

Jean Pauls sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 7. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1954.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

H: Cotta-Archiv. 4 S. 8°. Präsentat: 19 Jul. 1817, [beantw.] 24 — v. Baden. J: Cotta 2, 510×. 119,19 Die] davor gestr. vide 26 Werk] davor gestr. Mspt 120, 4 geben] aus drucken 29 vorvorigen] davor gestr. vorigen oder

119,15 Aufsatz: „Dießjähriger Nachwuchs des Philanthropistenwäldchens“. 26 Werk über den Magnetismus: vom Pfarrer Österreicher, s. 139, 10f. 29 C. A. von Eschenmayer, Professor in Tü bingen, gab im Verlag Brockhaus 1817—27 ein „Archiv für den thierischen Magnetismus“ heraus. 120, 8—11 Krause hatte 1817 bei dem Nachdrucker Macklot in Stuttgart anonym eine neue Schrift „Über Büchernachdruck“ erscheinen lassen, die im Literatur-Blatt (Beilage zum Morgenblatt) Nr. 36 (1817) besprochen war; vgl. Nr. 21† . 25f. Vgl. IV. Abt. (Br. an J. P.), VII, Nr. 55 und FB Nr. 25. 29 vorvoriger Brief: FB Nr. 14. 32 Müllersche Lieferungen: vgl. Nr. 15, 37, 252.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VII_297.html)