Von Jean Paul an Konstantin Ludwig Freiherr von Welden. Frankfurt a. M., 12. Juni 1818.
Brieftext
werden von mir, ob Sie mir gleich einen Paß für 4 Tagreisen und
auf ein ½ Jahr gegeben, doch mit Bitten beschwert. Die
gegen
wärtige, die ich Ihrer
Gerechtigkeit und Ihrer Güte zugleich vorlege,
ist
eigentlich die meines Bruders, des Unteraufschlägers. Seit
nämlich der Bierpfennig, dessen Erhebung er seit 4
Jahren redlich
verwaltet, in Kesselgeld verwandelt worden:
erging von der Regie
rung ein Reskript an
die Munizipalität, die fernere Erhebung ent
weder ihm oder dem Administrator Neubeck zu vertrauen. Wie
ich
nun von meinem Bruder höre, soll er mit seinem Vorrechte
der
frühern Verwaltung dem Administrator
nachgesetzt werden. Euer
Exzellenz werden entscheiden.
Mein Ausfliegen bedeutet, wie das Fliegen der Fledermäuse,
schönes Wetter; schon lange vor der Abreise verkündigte ich Ihrer
Frau Gemahlin, daß die Monate Juny und July schön sein
würden
bis zur Gluth und Dürre.
Aber einen noch schönern Himmel gab seit meiner Abreise unser
König dem Vaterlande durch die Verfassungs Urkunde; und ich
wünschte, Zeuge bei der Freude des Empfangs gewesen zu
sein.
Verzeihen Sie, daß ich sogar in der Ferne das Vergnügen suche,
Ihnen näher zu sein durch Worte. Mit vollkommenster
Verehrung
Frankfurt am Main
d. 12ten Jun. 1818
Dr. Jean Paul Fr. Richter
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VII_422.html)