Von Jean Paul an Auguste Schlichtegroll. Bayreuth, 10. Oktober 1819.
Brieftext
— sein äußerlich sporn loser und innerlich zügel loser Fleiß ist
dieses Lohnes werth, so wie seine schöne Zukunft mir gewiß
...
Jetzo muß der Vater, dem Sie immer so viel gewesen,
Sie bitten,
daß Sie nur 1 Woche lang die Mutter seines
Sohnes werden. —
Bücherkasten
h[eilige] Bundeslade seines Lebens. —
Überall sollen
Sie seine ökonomische Pythia sein, wenn Sie
anders seinetwegen
sich niederlassen wollen auf dem Dreifuß. Denn ob er gleich
so
glücklich ist, daß seine Jugend in Rücksicht des Geldes
sich zu meiner
verhält wie das Unendliche zum
Endlichen, indem er wenig hat,
ich
aber gar nichts hatte: so ist doch auch Wenig nicht
unerschöpflich
sondern will zu Rath gehalten sein ... Und
im künftigen Jahre sag’
ich Ihnen — ohne alle Zwischenwände
von Postpapier und Post
strassen — den
Dank unmittelbar an Ihr Herz, das noch gewiß in
der
alten Wärme für mich schlagen wird ... Die Vaterliebe, die
sich jetzo selber mit einigem Schmerz fühlt, nun fängt die Zeit der
Trennungen in der Ehe an; das Weggehen des ersten Kindes
ist
das erste Sterben in ihr, dann kommt ein Sterben nach
dem andern
bis zum letzten.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VII_582.html)