Von Jean Paul an Auguste Schlichtegroll und Adolf Heinrich Friedrich (ab 1808) von Schlichtegroll. Bayreuth, 23. Oktober 1819.
Brieftext
Ich danke dir für deine alte oder neue Erinnerung meiner, und
für die thätige Liebe, womit du sie aussprichst und ausprägst. — Habt
Dank, Ihr beide! Mein Bestes kommt zu euch und will unter
Euren
Augen noch höher reifen. Mir ist jetzo beinah als wenn Max durch
seine Entfernung
gar nichts verlöre, sondern nur ich. — Ich danke
für deine
früheren Briefe und Gaben. Aber im Frühjahre werd’
ich,
obwol auf die Gefahr, diese noch zu vermehren, dir für alle
mündlich danken. Ich werde dir dann als ein ganz neues Wesen
erscheinen, über welches die Sonne des Lebens mit Stichen und
Stralen gegangen, welche fast gegen alles verhärtet haben,
nur
gegen die Liebe nicht. Und mit dieser werd’ ich zu
dir kommen und
deine finden.
Meine geliebte Auguste! Vaterdank für Muttersorge um den
Sohn! Wie freudig gesichert leb’ ich nun, daß mein Kind so nahe
an Ihrem Hause — Herzen hätt’ ich beinahe
geschrieben — leben
darf. Ich kürze den Brief ab, er wird
ihn ergänzen. Ich sehne
mich nach dem Frühling, wo ich den
Brief nicht nur, sondern auch
unsere lange Entfernung
ergänzen und Ihnen Herz an Herz freudig
danken darf.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VII_587.html)