Von Jean Paul an Emanuel. Bayreuth, 11. und 12. August 1809.
Brieftext
Lieber Emanuel! Etwas elenderes, altweibischeres, unnützeres
hab’ ich nicht gelesen als Pest[alozzi’s]
Kanzelgewäsch. Was soll
denn ein Kind mit der
allgem[einen] Formel „bilde den Kopf“
machen?Oder gar mit der so leicht verdrehbaren Formel: wer für den Leib sorgt, sorgt für die Seele? Warum sagt er nicht: „du lerne jetzt in
der Mathe
m[atik] bis zum nächsten Kapitel weiter
— du eile daß du bald den
Kornel etc. etc.“? — Thieriot sagt:
es sei kein Sinn und keine
Autorität da. Teufel! dann ist überhaupt nichts da. Die Un
ordentlichkeit und Engköpfigkeit der Lehrer
seh’ ich aus ihren
Schmier-Briefen. Welche Unreinlichkeit
mögen dann die Kinder
haben. Gute Nacht Emanuel. Geschrieben Freit. um 5½ Uhr.
Gewöhnen Sie doch Th[ieriot]
die erbärmliche Dinte [ab].
Einer auf dem Umschlage kaum sichtbaren vertraut er den
Inhalt.
Guten Morgen! Wie schwarz ist dagegen diese meine neue. —
Ich
fürchte in Yver[dun]
drehen sie den armen Th., der sich ohne
hin um sich selber dreht, in immer
engere Kreise und Strudel!
Max können Sie fortschicken wenn Sie wollen.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VI_136.html)