Von Jean Paul an Stephan Schütze. Bayreuth, 20. Oktober 1809.
Brieftext
Der Himmel weiß, warum Sie so glücklich sind, daß sogar Ihre
Wirklichkeit — deren scharfe Spuren überall als Lokalfarben
Ihren
Wanderungen nachbleiben — sich in Poesie verklärt.
Eh’ ich las,
wünscht’ ich lieber ein zweites Lustspiel von Ihnen in der
Hand
zu haben. Aber Sie haben diese Entbehrung schön vergütet
durch
reinen Scherz und reinen Ernst, durch bestimmte
Charaktere und
durch den harmlosen, unbefangenen des
Reisenden, mit dessen Rock
und Magen man so viel mitleidet
unterwegs.
Ihre Bestechung zur Kollaboratur am Taschenbuche wirkt sehr
stark gegen meine Abneigung vor Arbeiten solcher Art, welche
mich
ermatten, weil sie mich einschränken. Um indeß mein
Wort be
quemer zu halten, geb’ ich
lieber keines. Sie und ich haben ja
noch Zeit genug.
Leben Sie wol! Werde Ihnen in Weimar die Muse nicht
zur Hausfrau, sondern bleibe die Braut!
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VI_169.html)