Von Jean Paul an Ludwig Christian von Oertel. Bayreuth, 15. März 1812.
Brieftext
— wußte, daß die 217 Pfund Bier von deinen Händen ein
geschenkt und geschenkt waren. Das Faß
kam so voll an als nur
einer werden kann, der daraus anders
trinkt als ich, und hat so viel
Geist, daß er leicht den
eignen bannen könnte. Daher darf ich nicht
wie ein
Preßbyterianer auf diesem Fasse predigen sondern ich will
es theils zu Arzeneien für mich theils für andere verwenden
und so
als ein großer Wolthäter allen denen erscheinen, die du
durch mich
beschenkst. Prozente von seinen frohen Stunden bei
Fibel. — In dieser
Zeit, wo alle Glocken so auf einmal in einander
schlagen, daß man
nicht weiß, welche Zeit sie ausschlagen. —
Die wenigen reellen (Ein
sichten), die mir
noch geblieben, laufen in d[ie] 3
Weissagungen zu
sammen, daß entweder die
eine Partei siegt oder die entgegengesetzte
oder keine
sondern eine Art von Gleichgewicht beider, und du sollst
dich nach einem J[ahre] wundern, wie
pünktlich eine von diesen
3 Prophezeiungen eingetroffen. — —
Leider macht mein Leib auch
verstärkte Auflagen von sich und ich verdicke mich täglich.
Wohin
sind die seeligen Tage geflogen, da ich noch so dünn
war wie ein
Blaserohr, oder die noch seeligern, da ich gar
durch eines fahren
konnte. O tempi
passati! — Alle Meinige sind gesund und ich
gehöre
auch zu den Meinigen.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VI_624.html)