Von Jean Paul an Johann Friedrich Freiherr Cotta von Cottendorf. Bayreuth, 31. Dezember 1813.
Brieftext
Leider erst heute, mein lieber Cotta, wurde die fast monatlange
Arbeit zum Abschicken fertig. Allen wahren Deutschen wird
sie recht sein; möge nur der Zensor auch darunter gehören
und er
lauben, gegen die Leute zu schreiben,
gegen welche man mir und
ihm zu schießen gebietet.Auch bitte ich ihn, erst das Ganze zu Ende zu lesen, damit er
sich mit ein zelnen Theilen versöhne.
Einige Einfälle, durch deren Ausreißung
nicht das
ganze Gewebe auseinander geht, opfere ich gern; aber
nicht mehr, sondern hebe den Aufsatz lieber für das „Museum“
auf. Lassen Sie es ja nach meiner halbwolkeschen Sprachlehre
ab
drucken; und wo möglich, in Einer
Postlieferung. Das Honorar ist
unser gewöhnliches nach dem
Format des Schmelzle berechnete.
Nur für die „Traumdichtungen“ Anfang dieses Jahres hab
ich
die runde Summe von 6 Ld’or
begehrt.
Himmel! wie haben diese „Dichtungen“ und die „Daemme
rungen“ und „Sphinxe“ die jetzige Zeit geweißagt und mit einer
Freimüthigkeit, wovon auch Ihnen als wagender Verleger
ein
Theil Lob zukommt!
Schickt sich wol die Anzeige der Druckfehler des Damenkalenders
ins Morgenblatt? —
In der Mitte Januars will ich das Museum senden und Sie
um
400 fl. rh. bitten, wo möglich in einer Anweisung nach
Leipzig in
Reichsthalerwerth.
Mit sonderbaren Gefühlen thut man jetzo die Wünsche für das
nächste Jahr, welches eine Welt entweder zerstören oder erbauen
muß. Bring’ es Ihnen in der Nähe der Schlachtgewitter nur den
warmen Befruchtregen! Geh’ es Ihnen recht wol! Und bleiben
Sie in alter Liebe und Treue gegen die meinige.
Jean Paul Fr. Richter
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VI_820.html)