Von Jean Paul an Johann Friedrich Freiherr Cotta von Cottendorf. Bayreuth, 21. Januar 1814.

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Brieftext

Eilig.
Baireuth d. 21. Jenn. 1814 [Freitag]

Vielen Dank, trefflicher Mann, für das gütige Voraussenden
der 400 fl.-Anweisung.


Zum Museum kommt nun blos noch der letzte Aufsatz über die
Träume, dessen Hälfte schon vollendet ist. Lieb wäre mir freilich
eine frühere Herausgabe als die zur M[ichaelis] Messe; denn
einige Ideen z. B. über Magnetismus möcht ich früher verbreiten
als sie mir gestohlen werden. —


Erlaubt eine feige Zensur nicht den Abdruck des Aufsatzes von
Mars und Sol: so senden Sie mir ihn mit umgehender fahrender
Post zurück. Ich erweitere ihn ein wenigbesonders hinten am ernsten Schluße, um das heilige Feuer der Deutschen
immer mehr zu griechischem anzuschüren.
und lass’ ihn als Flug
schrift drucken; denn jetzo wirkt er am schönsten, so wie mein
Damenkalender-Traum. Freilich würd’ ich dann für den Druck
desselben nur mit Schmerzen einen andern Verleger wählen, wenn
Sie nicht der erste bleiben wollten; aber ich glaube, Sie bleiben
derselbe so leicht als Sie der Verleger der freien Allgemeinen
Zeitung
sind.

Hiebei die Druckfehler der Levana.

Die Zueignung der Levana an die baiersche Königin will ich
Ihnen noch vor dem Abdruck des 3ten Theiles senden.


Die leeren Blätter im Mspte des Museums werden natürlich
nicht im Drucke als leere gelassen, wie leider Laun und so viele thun.

Recht sehr bitt’ ich Sie um eiligste Antwort des Empfangs, des
Verlaufs und jeder Frage.


Leben Sie wol und freuen Sie sich auf eine Zukunft, die Ihre
Vergangenheit und Gegenwart belohnt.


Ihr
Jean Paul Fr. Richter

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 6. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1952.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

H: Cotta-Archiv. 4 S. 8°. Präsentat: 30 Jan., [beantw.] 2 Febr. [?] K: Cotta 21 Jenn. J: Cotta 1, 393×. 358,4 leicht] aus gut H

Mit dem Manuskript des „Museum“ (nach K 248 Quartseiten). Daß Jean Pauls Besorgnis, man könne ihm mit seinen Ideen über den organischen Magnetismus zuvorkommen, nicht unberechtigt war, zeigen die in den Jean-Paul-Blättern, 14. Jg. (1939), S. 49ff. mitgeteilten Stellen aus den Tagebüchern des Philosophen Karl Chr. Fr. Krause. Zensur: Cotta hatte vermutlich in seinem (nicht erhaltenen) Briefe v. 13. Jan. 1814 (s. zu Nr. 820) schon die Befürchtung geäußert, „Mars und Sol“ werde nicht unbeanstandet bleiben. Damenkalender-Traum: der „Traum von einem Schlachtfelde“ im Taschenbuch für Damen auf 1814. Die leeren Blätter: vgl. I. Abt., XVI, 6, 23ff. (Vorrede zum Museum).

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VI_826.html)