Von Jean Paul an Erhard Friedrich Vogel. Bayreuth, 13. Mai 1805.
Brieftext
Hier, lustigster aller Prediger, — der noch als Jonas im Hai
fisch-Magen das nahe Zwerchfell des Thiers erschüttern würde,
wenn Fische
eines hätten — nehmen Sie eine Kleinigkeit von mir
gütig auf, die Sie vielleicht mehr interessiert als alles, was
Sie von
mir entweder gehabt oder gelesen haben.
Eine Frage thu’ ich, die Sie aber nicht als ganze Bitte
auf
nehmen sollten — ob Sie mir nämlich
nicht auf einige Tage unter
der königlichen Saus- und
Braus-Epoche ein Bett unter dem Dache
und einen Stiefelknecht zum Auskleiden gewähren können. Da
mehrere diese Bitte an Sie thun werden: so muß der Dank für
ihre
Erfüllung Anfangs Juny stärker sein als für eine
in jedem andern
Monat.
Hardenberg versprach mir zwar eine Hof-Wohnung in Wonsiedel
auszumachen; aber es wird Ihnen nichts schaden, wenn er
Wort
hält und Sie mir Ihres nur geben.
Leben Sie wol und geben Sie mir irgend eine kleine Antwort.
Ihrem vortreflichen witzigen Briefe, der, wie sonst das Vaterland
keinen Propheten, umgekehrt als Prophet kein Vaterland,
kein
Wonsiedel kennt und verräth, kein Vogt- ja kein
Frankenland, fehlte
nichts weiter zu seinen Blitzen um die Vorschule herum, als daß
Sie letztere hätten zu
lesen angefangen. Doch haben Sie nöthigere
Schulvisitazionen zu machen in der Nähe.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/V_107.html)