Von Jean Paul an Johann Georg Jacob von Ahlefeldt. Bayreuth, 28. August 1805.
Brieftext
Lieber Alter! Ich gebe dir durch ein Paar schöne Hände, die du
leider schwerlich mehr zum Kusse wirst erlangen können, dieses Blatt.
Vergib mein Schweigen auf deine Vorbitte, folglich das Nein.
1) Der Dame erinnerte ich mich bei meiner Gedächtniß-Asthenie
und
bei der Überfülle Berlinischer Erscheinungen nicht mehr. 2)
Dem
wandelbaren Herzoge, voll Poesie im Leben sogar, ist schwer
zu
empfehlen. 3) Und nach meiner Kenntniß des Hofs wäre
schwerlich
der Tochter ein Nebenplatz an der Mutter
verstattet worden.
Was ich schreibe, weißt du; aber ich so wenig, was du dazu sagst.
Von der theuern Aesthetik wurden in erster Messe fast an 1000 Exem
plare abgesetzt. Zu Michaelis kommt IV. Flegeljahr; und Aufsätze
in Cotta’s und Wilman’s Taschenbuch. — Zu Ostern ein
ernstes
Werk über die Erziehung.
Meine drei Kinder grünen und knospen. Ihr herrlicher Vater
wächst sich immer dicker aus und treibt starke Äste. — Ich ziehe immer
südlicher — wahrscheinlich auch aus Bayreuth, aber später.
Was machst du seit deinem Avancement? Noch immer hagestol
zierst du? Ich schwieg bisher gar nicht etwa, wie du
schreibst, aus
Beziehung auf dein metallisches Schweigen
— ob du es gleich, hoff’
ich, mit einigen Sylben einmal
unterbrechen wirst — sondern weil ich
aus Briefen und Weibern
durch die Ehe heraus gekommen bin.
Himmel! sonst konnt’ ich
beinahe eine reitende Briefpost selber be
schäftigen und besolden! Jetzt brauch’ ich nur die fahrende für
Manuskripte. Warum schreibt mir Matzdorf gar nicht?
Grüße die, die ich liebe, von dir an. Schreibe mir Personalien.
Vale.
N. S. Und grüße die noch einmal, die dieses Blättchen bringt.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/V_127.html)