Von Jean Paul an Johann Georg Jacob von Ahlefeldt. Bayreuth, 27. September 1804.
Brieftext
Lieber Alter! Daß ich hier bin — mit der Hoffnung eines dritten
Kindes — mit der Erwartung irgend eines Briefes von H. v.
Ahle
feld (deinen Bruder mein’ ich nicht)
— ferner daß ich dir den letzten
Brief aus Coburg geschrieben —
und daß ich die Kropf besucht habe,
an welche du eben geschrieben — und daß du wider mein
Vermuthen
unser altes Lorretto-Häuschen verlässest (worin du
der heilige Geist
der Marien warst und ich nur der Zimmermann Joseph) — dieß
alles ist dir viel zu bekannt als daß es des Postportos
verlohnte,
wenn es eines kostete. Aber ein trefflicher
Jüngling überbringt den
Brief umsonst, ein Bruder Emanuels.
Kämst du hieher, so könnt’ ich dir einige Lust machen d. h. wieder
bezahlen, alter Wirth. Inzwischen soll auch ein Wirth an seine
Gäste schreiben, — so wenig sonst diese dabei gewinnen, weil ers
immer ist, der was zu fodern hat — Bruder schreibe!
Ich bin der Alte, nur fetter. Ich glaube, du auch, was ersteres
anlangt.
Grüße Matzdorf, der so lange schweigt, als er nicht verlegt. In
deß kannst du ihm zum Ruhme hinterbringen,
daß ich jetzt meine
Manuskripte kopieren lasse und daß
sie doch mehr Druckfehler er
schaffen als er
sonst darin ließ. Noch dazu jetzt, wo, wie du liesest,
ich ein
(scherzhafter) Adelungist bin wie er. Denn meine jetzige
Recht-Schreibung ist ja eine.
Was noch in deiner linken Herzkammer wohnt, welche weibliche —
setz’ ich voraus, so wenig du Miethzins davon hast; kurz du bist
der
Alte, was eben ein Mittel ist, der jüngste zu bleiben. Du
bist
weder zu bekehren noch zu berauben noch zu
beseeligen.
Lebe wol, Lieber, falls du schreibst. Sonst verdienst du es nicht.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/V_18.html)