Von Jean Paul an Siegfried August Mahlmann. Bayreuth, 29. April 1806.
Brieftext
Thue mir einen Geschäfts-Gefallen, lieber Bruder. Nämlich
lasse
dir nach beiliegender Anweisung, auf die du die Oblate drücken
kannst, 9 Ld. in Golde für mich auszahlen; und gib dir dann
die
zweite Mühe, 15 rtl. davon in Silber an Frommann aus Jena,
durch den ich sie dem armen Kanne
geben lassen, zurück zu zahlen.
Der Rest mag bei dir liegen bleiben, da ich ohnehin in Leipzig zu
weilen kleine Zahlungen zu thun habe. Möge
dieß dein unan
genehmstes Meßgeschäfte sein!
Mein Dank und meine Bitte und
mein Wunsch sollen es dafür halten.
Caroline wollte oder will heute ein Blatt an dich
einschlagen;
ich zweifle aber, da ich immer meine Briefe eine Stunde vor
der
Postzeit aufgebe und sie gern bei deren Abschluß.
Hab’ ich nur einmal mein Pädagogium aus- und fertig gemauert:
so sollst du für die elegante Zeitung öfter Aufsätzchen
haben. Ich habe
schon wieder 2 im Kopfe, wovon einer gegen die Möbel-Manie
anläuft.
Ich hoffe, Thieriot war bei dir; es ist ein rechtes derbes
Stück —
Geist. Schneid’ es nur an. —
Da meine Kinder keine andern Krankheiten haben als die der
ganzen Umwelt; und da sie folglich immer alle 3 auf einmal
sich aufs
Krankenlager betten: so haben sie es dieses mal auch
gethan, obwol
kurz und leicht; denn 2 heilten sich selber, ohne
sich etwas anderes zu
verschreiben als ein Paar Tage Geduld.
Lebe recht wol, lieber Alter! Mache doch recht viele Lieder. Deine
Verskunst hat einen eignen Zauber für mich, indeß den
meisten
neuern Gedichten entweder jene oder die Romantik
fehlt. Mache
auch einmal wieder Herodes-Spaß. —
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/V_214.html)