Von Jean Paul an Joseph Scherer. Bayreuth, 2. August 1807.

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Brieftext

Bayreuth d. 2. Aug. 1807

Ich bin ein alter Schuldner von Ihnen in Rücksicht Ihres Auro
rens-Geschenks und meines Versprechens; ich wünsche daher, daß
dieses kleine lustige Werkchen, das ich Ihnen zum Verlage anbiete,
meine Schuld weniger vermehre als abtrage. Die Bedingungen
sind diese:


  • 1. Abdruck und Ausgabe für diese Michaelis Messe oder wenige
    Wochen darauf —

  • 2. Für den Druckbogen in gewöhnlichem Romanen-Format und
    Druck (dessen Wahl und Schönheit ich hoffend Ihrem Ge
    schmacke überlasse) fünf Louisd’or in Gold Honorar zur
    M[ichaelis] M[esse] zahlbar —
  • 3. Die Auflage nicht über 2000 Exempl.; nach deren Absatze
    neue Bedingungen eintreten —

  • 4. Wo möglich brochiert; doch nur ohne Ihre geringste Unbe
    quemlichkeit —

  • 5. Die gewöhnlichen 12 Freiexempl. auf Schreibpapier —
  • 6. Die fast durch das ganze Werk gehenden Noten (die aber nur
    ein Scherz sind und blos eine Anthologie von Einfällen für
    Männer sind) werden zwar mit anderer Schrift als der Text
    gedruckt, doch aber nur mit wenig verkleinerter, um das
    Leser-Auge zu schonen. Da sie nicht unmittelbare, sondern nur
    scherzhafte Beziehung auf den Text (oft eine Note auf 10 Text
    Blätter weiter hinein oder zurück) haben: so hat der Setzer
    blos dafür zu sorgen, daß unter jede Seite etwas von einer
    Note komme und er darf jede so wie es die Druckschönheit
    etwan verlangen sollte, auf die andere Seite hinüber ziehen —
  • 7. Da Bayern nicht blos an □ Meilen sondern auch an Freiheit
    und Geistern wächst: so kann ich zwar getrost auf die Liberalität
    Ihrer Zensur vertrauen; indeß dürfte im widrigen Falle keine
    Zeile weggestrichen werden, ohne daß ich davon wüßte, um sie
    wo möglich zu restaurieren.
  • Um eine baldige Antwort erlaubt mir die nahe Messe Sie zu
    bitten.


    Grüßen Sie von mir herzlich meinen Freund Jacobi und Schlichte
    groll,
    an die beide ich mit geschrieben hätte, wäre die Meß-Eile
    nicht.

    Und herzlich seien Sie gegrüßt! Mög’ ich das Vergnügen haben,
    mit Ihnen in thätige Verbindung zu kommen!


    Jean Paul Fr. Richter

    Auf der Bogenlage 20 hab’ ich eine Note umgearbeitet, welche
    der Setzer ordentlich eintheile.


    Textgrundlage

    Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 5. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1961.

    Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

    H: Bayr. Staatsbibl., München. 4 S. 8°. K: Scherer in München 2 Aug. A: IV. Abt., V, Nr. 135. 158,23 hoffend] nachtr. H 35 bis 159, 5 a. R. angestrichen H 159,11 Um eine] aus Eine davor gestr. 8. H K hat am Schluß noch: 25 halbe [dies Wort mit Blei eingeklammert] enge Schreibbogen in Quart, also wahrscheinlich 13 oder 14 Druckbogen.

    Vgl. Nr. 96†. Mit dem Manuskript des Schmelzle.

    How to cite

    Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/V_383.html)