Von Jean Paul an Adolf Heinrich Friedrich (ab 1808) von Schlichtegroll. Bayreuth, 6. September 1807.
Brieftext
Lieber alter Freund! Ich freue mich über deinen neuen Kreis, der
dich mit so geistreichen Männern umgibt, obgleich dein
Austritt aus
dem alten deinem Herzen wird wehe gethan
haben. Ich möchte am
Ende mit meiner Aesthetik auch in Euren
Saal. Da ich in München
am Hofe Lesefreunde genug habe, so treibe ichs vielleicht
durch, wenn
noch ein Sitzchen für meinen Sessions-Hintern
übrig ist und wenn
ich weiß, an wen ich mich zu wenden habe
und mit welchen Kurialien.
Du könntest mich wol
belehren. Ein akademischer Saal, eine Studier
stube, eine Schreibstube sind noch die einzigen
vaterländischen
Eden-Reste und Freistätten. Schreibe mir
doch auch einmal etwas
und über mein Schreiben. Wie gehts
deinen Kindern? Mit Jacobi
wirst du seelig daran sein. Lebe wol, Alter, und sei, wie
ich, der
Sonnenuhr in Paris oder vielmehr ihrer
Inschrift folgsam: Horas
non numero nisi serenas.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/V_396.html)