Von Jean Paul an Adolf Heinrich Friedrich (ab 1808) von Schlichtegroll. Bayreuth, 6. September 1807.

Zum TEI/XML DokumentZur originalen Webseite

Brieftext

Bayreuth d. 6 Sept. 1807

Lieber alter Freund! Ich freue mich über deinen neuen Kreis, der
dich mit so geistreichen Männern umgibt, obgleich dein Austritt aus
dem alten deinem Herzen wird wehe gethan haben. Ich möchte am
Ende mit meiner Aesthetik auch in Euren Saal. Da ich in München
am Hofe Lesefreunde genug habe, so treibe ichs vielleicht durch, wenn
noch ein Sitzchen für meinen Sessions-Hintern übrig ist und wenn
ich weiß, an wen ich mich zu wenden habe und mit welchen Kurialien.
Du könntest mich wol belehren. Ein akademischer Saal, eine Studier
stube, eine Schreibstube sind noch die einzigen vaterländischen
Eden-Reste und Freistätten. Schreibe mir doch auch einmal etwas
und über mein Schreiben. Wie gehts deinen Kindern? Mit Jacobi
wirst du seelig daran sein. Lebe wol, Alter, und sei, wie ich, der
Sonnenuhr in Paris oder vielmehr ihrer Inschrift folgsam: Horas
non numero nisi serenas.

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 5. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1961.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

H: ehem. Kat. Boerner XCV, Bibl. Hewett (Februar 1909). K: An ihren Mann. * J: Wahrheit 7,103. A: IV. Abt., V, Nr. 143.

Hier zuerst wird Schlichtegroll geduzt; hatte er vielleicht auf der Reise von Gotha nach München in Bayreuth Station gemacht und mit Jean Paul Brüderschaft geschlossen?

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/V_396.html)