Von Jean Paul an Friedrich Wilhelm III. Bayreuth, 23. Februar 1805.

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Brieftext

Allerdurchlauchtigster Großmächtigster König
Allergnädigster König und Herr,

Der Unterschriebene wagt es, die Augen Ihrer koeniglichen
Majestät einen Augenblick von großen Gegenständen auf einen
kleinen und vom Glücke der Länder auf das Glück eines Einzelnen
zu lenken. Er wagt es aber nur, weil Ihre Majestät schon seine
Bitte um die Hoffnung einer Präbende durch eine allergnädigste
Resolution vom 12ten Mai 1801 zu erhören geruhten — und weil er
das Glück hat, in dem Staate geboren und wohnhaft zu sein, wo der
Stolz der Deutschen jetzt seinen Schutz und seine Rechtfertigung
findet.


Möge der landesväterliche König, der noch mehrere Deutsche
beschützt als er beherrscht, die Bitte seines Landeskindes,
jene Hofnung zu erfüllen,
eine Bitte, welche durch das Bedürfniß in der wirklichen Welt und
vielleicht durch einige Verdienste in der gelehrten entschuldigt wird,
mit Seiner gewöhnlichen Huld aufnehmen!


Bayreuth d. 23. Febr. 1805
Ihrer koeniglichen Majestät
unterthänigster
Jean Paul Fr. Richter

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 5. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1961.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

H: Deutsches Zentralarchiv, Abt. Merseburg, Rep. 89, Nr. 36B. 4 S. 4°. Präsentat: 18. März 1805. A:IV. Abt., V, Nr. 37.

Vgl. Bd. IV, Nr. 124†. Die Wiederholung des Gesuchs geschah auf Veranlassung des Prinzen Georg von Mecklenburg-Strelitz (vgl. Nr. 43), der am 10. Febr. an Jean Paul geschrieben hatte: „Der König erinnert sich nicht ganz bestimmt des versprochnen Kanonikats, und ich verfolgte daher diese Angelegenheit seitdem auch nicht weiter, bis ich durch unsere treffliche Frau v. Berg erfuhr, daß Sie das Versprechen schriftlich besitzen. Nun aber, da dieser Umstand alles verändert, bin ich auch sehr der Meinung, daß sie wieder verfolgt werden müsse, und folgendes bleibt, nach meinem Dafürhalten, die beste Prozedur ...“ — Eine Randnotiz auf H besagt: „Da jezt keine Praebende vacant ist, Suppl. auch mit sehr vielen dazu notirten concurriret; so muß er sich gedulden bis Sr: Maj: bey eintretender Vacanz nähere Rüksicht auf ihn nehmen könne. Sr: Maj: werden Seiner inzwischen sobald es angeht gern eingedenk seyn.“ Vgl. Bd. VI, Nr. 486.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/V_69.html)