Von Jean Paul an Johann Georg Jacob von Ahlefeldt. Meiningen, 9. März 1803.
Brieftext
Mein Brüderlein! Ich höre nichts von dir, aber blos weil du
nichts von mir hörest. Ich bin dir die Antwort schuldig und du — wes
wegen ich immer noch zögerte — die
Nachricht über jenen Königs
bergischen Kandidaten, dessen Namen
ich nicht einmal mehr weis.
Du hast in deinen Glanz-Kreisen zu
viele Antworten zu geben, um
Fragen zu thun; — und leztere
thust [du] wenigstens nicht in fremdem
Namen.
Müller sol leben, denn seine Frau starb!
Eine ganze Welt von artistischen etc. Neuigkeiten, die mir das
Kauffartheischif der Zeitungen spät und schlecht zufährt, köntest du
mir durch deine Brieftauben zufliegen lassen, die aber lieber
vielleicht
nisten als fliegen.
Sage mir nur etwas Gescheutes d. h. Langes d. h. Breites von dir,
deinen Ausgängen und Eingängen und Hofnungen und Flüchen.
Ich ziehe am 1ten Mai nach Coburg.
Ich bin froh und fet, meine Emma auch, meine C. nur ersteres.
Einmal wenigstens verhoff’ ich noch nach Berlin unter dein
Dach
zu kommen. Die Vergangenheit sol dan mit einem ganzen
Frühling
auf dem Kopfe, blühend wiederkehren und uns
ansehen und ich werde
zu dir nichts sagen als: Habe Dank und
nim eine Frau.
Lebewohl, Alter, aber schreibe früher nach Meiningen als nach
Coburg.
Die Ex-Schlabrendorf ist jezt endlich in ihrem
bürgerlichen Kreise
eingewohnt und dadurch glüklich und gedenkt deiner mit
Liebe, was
du, hoff’ ich, auch thuest.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/IV_354.html)