Von Jean Paul an Emanuel. Coburg, 16. Oktober 1803.
Brieftext
Alter Emanuel! Mich anlangend, so hab ich wohl wenig zu
be
richten, ausser daß ein gewisser
Thieriot — der Name kan Ihnen aus
der bayreuther Zeitung bekant sein
— der (erinner’ ich mich recht)
in Leipzig oder Paris oder Fontainebleau gegigen, nach Bayreuth
die Post genommen von Bamberg aus.
Der Man gefält mir und im
Alter kan er passabel werden. Soviel ist gewis und dabei
schön, daß
er in einem gewissen Hause — worin Gegenwärtiger
gleichfals wohnt
— einen Abtrit hat weissen lassen (an
Stellen, die nicht geweisset
waren) und dabei 2 Fensterlein
einsezen gegen Zugluft, weil der
Virtuose Arzt ist und
vielleicht mehr davon weis, wie sehr alles
Schädliche schadet,
als mancher einfältige Simpel, der den Henker
davon versteht,
was gesund ist. Doch hatte bisher der Man mit
keinem
Gedärm zu thun als was aufgeschraubt ist, und wenn andere
schlechtere Aerzte durch Leeren desselben leben, so fült er vielmehr
seines dadurch, daß er fremdes nur von aussen behandelt. —
Mein Alter, kan ich nicht in 14 Tagen Johanniter Bier haben?
Ich weis wohl, daß ich alle Fässer auf 1 mal mit 1 Fuhrman
schicke. —
Die Schleier meiner C. anlangend, so weis ich, daß ich Sie das
nächstemal nicht von mir lasse, bis Sie alle alte Hosen und
Röcke
von mir angezogen und mitgenommen, und wärs auch nur
des
Spasses halber, daß Sie mir nachher zu meinem Erstaunen
dieselben
Sachen als ganz neu zufertigen und schenken, was
wahrhaftig mehr
als zuviel ist. [
Schluß fehlt
]
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/IV_413.html)