Von Jean Paul an Johann Friedrich Freiherr Cotta von Cottendorf. Bayreuth, 12. Dezember 1823.
Brieftext
Endlich nach einem ganzen Jahre hab’ ich, mein guter Cotta,
doch
wieder an Sie zu schreiben. Hier kommt ein Aufsatz
für das Morgen
blatt. Meine sonst so schwere Arbeit
für einen, der das Neujahr mit
anfangen hilft, nahm
mir der Frühling ab. Vieweg in Braunschweig
wollte nämlich ein neues Taschenbuch heraus geben und
beredete mich
zu einem Beitrage. Es wurde aber aus allem —
zu meiner Freude —
nichts als mein Beitrag. Diesen in vier
Hauptstücke abgetheilten bitt’
ich Sie nun ins Morgenblatt
zu lassen, und zwar so, daß die drei ersten
Abtheilungen ins alte Jahr, die vierte oder letzte
(über die Zeitlichkeit
des Lebens) an den Anfang des neuen
komme. Der Ernst der letzten paßt
genauer dazu als die
poetischen Hoffnungen, womit ich sonst immer
meine
Neujahranfänge schloß.
Mit dem Freiexemplare des Abdrucks bitt’ ich Sie zugleich den Betrag
der kleinen Rechnung — für den Aufsatz „die Vermählung der
beiden
höchsten Mächte der Erde“ und für diesen zweiten
dießjährigen — in
einer Anweisung nach Frankfurt nach
unserer alten 16 Ld’or-Taxe
zu
übermachen.
An meiner „Selina, oder über die Unsterblichkeit der Seele“ arbeit’
ich unausgesetzt, werde sie aber —
un[ge]achtet oder vielmehr wegen der
vielen Vorarbeiten — schwerlich vor Michaelis durch Sie
geben können;
und doch wird alles nicht viel über 1 Alphabet
betragen.
Ist bei Ihnen des trefflichen Schuberts Astronomie noch nicht voll
endet? Ich kann sie für mich und meine
Töchter kaum erwarten.
Ich wünsche Ihnen für das künftige Jahr schönere Tage als die
Freiheit in Europa sich versprechen darf. God save your king —
and
the mine.
alter
Jean Paul Fr. Richter
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VIII_410.html)