Von Jean Paul an Friedrich Haug. Bayreuth, 26. September 1819.

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Brieftext

Baireut d. 26ten Sept. 1819
ab den 3 ten Okt.

Mein guter geliebter Haug! In der Eile kann ich dieses Blatt zu
nichts machen als zu einem Frachtzettel für den Brief an die Herzogin.
Leider kam dieser selber schon spät an mich — und nun vollends meine
späte Antwort darauf. — — Aber eine Herzogin mag mich bei der
andernErst nach Endigung des Briefes an die Herzogin merkte ich, daß ich — von
Löbichau her verwöhnt — sie blos Durchlaucht genannt. Entschuldigen Sie diesen
Fehler bei ihr, so gleichgültig er ihr auch sein mag.
vertreten. Ich war nämlich diesen Monat hindurch bei
der Herzogin von Kurland, auf ihrem Gute Löbichau, und bei ihren
drei Töchtern und dem großen Gästeverein. — Sie werden schon
meinem Briefe an die geniale Wilhelmine den rechten Paß aus
fertigen.


Sie können mir von Stuttgart 100 mal mehr schreiben als ich
Ihnen von Baireut, dort von dem Landtage an bis zu allen die ich
und die mich lieben. Ordentlich erschrocken war ich neulich, als ich
mich nach Absendung meines Briefes erinnerte, daß ich unter den
Grußmenschen desselben die Md. Huber vergessen. Diese geist- und
herzreiche Frau soll hier für ihre Verdienste um mein Frohsein und
mein Bücherlesen und Menschensehen, recht viele Grüße sammt allen
Zinsen der Reue, von mir durch Sie erhalten.


Wie wol thut es mir jetzo überall, lieber Haug, Ihren geliebten
Namen wenigstens gedruckt zu finden, z. B. in der eleganten Zeitung!

Von Reinbeck und seiner Frau und von der herrlichen Abstamm
familie der letzten sagen Sie mir etwas, und ihnen allen meine
Herzgrüße.


Zu schreiben hab’ ich jetzo viel — nämlich Bücher und Briefe —
daher werden diese kürzer. Verzeihen Sie mein Duodez; und Sie
und alle Ihrigen seien herzlich gegrüßt.


Ihr
Jean Paul

Ich sehe nicht ein, warum ich nicht die stille Familie Wolf wieder
grüßen sollte.


Der Graf Kuefstein hat mir einen späten, aber schönen Brief
geschrieben; er habe rechten Dank!

Textgrundlage

Jean Pauls sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 7. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1954.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

H: Berlin acc. ms. 1934. 25 (derzeit BJK). 4 S. 12°. K: Haug 26ten Sep. ab den 3 Okt. A: IV. Abt., VII, Nr. 236. 305, 20f. die ich und die mich lieben] aus was ich und was mich liebt H 26 erhalten] aus haben H

305,12 dieser selber: nämlich der Brief der Herzogin Wilhelm an J. P. (Nr. 204). 22 meines Briefes: Nr. 551. 29f. Abstammfamilie: Hartmann, s. 288, 4ff. 306, 6 Familie Wolf: Haug fragt in A, wer damit gemeint sei; wahrscheinlich das Ehepaar Mohr, bei dem J. P. gewohnt hatte, s. 268, 16f. Solche Namenverwechslungen passieren J. P. mit zunehmendem Alter häufiger, vgl. die Anmerkungen zu 144, 31 (Thieleman) und 228, 32 (Mainz). 8f. Kuefstein: s. IV. Abt. (Br. an J. P.), VII, Nr. 217.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VII_580.html)