Von Jean Paul an August Leopold Emil. Bayreuth, 12. Oktober 1805.
Brieftext
Ihre Durchlaucht verzeihen, daß ich die Bitte eines Menschen,
Namens Kanne — der griechische Briefe und lateinische
Unter
suchungen und witzige Werke, die Blätter
von Aleph bis Kuph und
die Handreise (von Bergius) drucken lassen, ein Jüngling, der
eben
so viele griechische Gelehrsamkeit als
brittischen Witz besitzt und zu
allem diesen eine Raphaelische Stirn und ein freies offnes
Angesicht
hat und macht — daß ich seine Bitte vor Ihnen wiederhole,
welche er
vor Sie, wie er schreibt, in Leipzig gebracht hat,
daß nämlich sein
neuestes Werk über die indische Mythologie, das die enge
asthmatische
Leipziger, mir einmal das Beiwort französischer
Gottmensch für
Paskal verbietende Zensur zu drucken untersagt, den
Zensur-Schutz
Ihrer Durchlaucht, nämlich die Freiheit und Gleichheit der
—
Bücher, in Gotha möge suchen
dürfen. Ohne seine Versicherung, daß
Sie sich in dieser Bittsache meiner erinnert hätten, würd’ ich
nicht
gewagt haben, Sie mit diesem Schreiben und Bitten zu
belästigen.
Die Liebe in Arkadien ist ein Arkadien in der Liebe; und
ein
Zauber〈Liebes〉trank in einem Zauberschloß —
Bayreuth d. 12 Okt. 1805.
Unterthänigster
J. P. F. Richter
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/V_153.html)